29.05.2000 - Jungle Express

Das Ende der Nacht hat einen Namen: Michelle! Na ja gut - wir haben schon halb 7 Uhr. Gähn - Schlafen könnte ich trotzdem noch.
Es hilft nichts, dieses kleine Monster gibt mir noch nicht mal 5 Minuten. Also raus aus den Federn.
Markus lädt schon das Gepäck ins Auto und ruft bei Papa an ob er schon wach ist und ihm helfen kann den Koffer einzuladen. Papa war wohl etwas merkwürdig am Telefon - ob er noch geschlafen hat? Da klopft es an der Tür und Papa bringt Eis - und das Beste: Mit wem immer Markus telefoniert hat: mein Papa war es jedenfalls nicht!!
Frühstück - wir haben Hunger!
Im Holiday Inn Restaurant gibt es ein Frühstücksbuffet für 2,99 $. Es gibt Toast, Rührei, French Toast, Müsli, Würstchen, Obst und vieles mehr. Wir futtern bis wir kurz vorm Platzen sind. Vor allem Michelle futtert sich einmal quer durch - eben ganz Markus sein Kind.

Um 9 Uhr sind wir so weit - es kann losgehen. Schade, dass der Buchladen gegenüber erst um 10 Uhr aufmacht, da wäre ich gern mal reingegangen.
Auf gehts. Jetzt , auf der Interstate, kommen wir viel schneller vorwärts wie gestern. Schon um halb 12 Uhr sind wir in Tallahassee. Hier ist das Wetter super - keine Wolke am Himmel und total heiß.
Die Stadt ist wie ausgestorben und so finden wir recht schnell einen Parkplatz.
Heute - am Memorial Day sind alle Geschäfte geschlossen und die Regierungsbeamten müssen natürlich auch nicht arbeiten.
Alles aussteigen und Türen schließen. Michelle stößt einen Freudenschrei aus und stürmt los. Immer wenn jemand sie an der Hand nehmen will, schreit sie Aua!
Das neue Capitol der Stadt ragt hoch in den Himmel und ist eigentlich nichts anderes als ein großer, rechteckiger Klotz. Aber davor, in dessen Schatten steht das alte Capitol, das bereits 1823 erbaut wurde. Dieses Haus hat bis heute nichts an Charme verloren. Wunderschöne rot-weiße Markisen und große weiße Säulen putzen das Haus zusätzlich.

Die Blumenrabatte mit den roten und weißen fleißigen Lieschen sind schnurgerade und die Gartenanlagen super gepflegt. Rings herum rahmen Eichen mit spanischem Moos das Haus ein. Die Bäume sehen aus wie Gespenster mit ihren langen, fädrigen Ästen.
Eigentlich gibts hier in der Hauptstadt Floridas sonst nicht viel zu sehen und so sind wir schon gegen 13 Uhr wieder am Auto.
Kurze Mittagspause: Joghurt essen und dann weiter - wir haben heute noch eine ziemliche Strecke vor uns. Um 13.30 Uhr sind wir im Walkulla Springs State Park angelangt. Mittlerweile steht die Hitze wieder in der Luft. Mit 5 $ Eintritt pro Auto sind wir drin. Vor dem Eingang des Parks steht ein Schild: "Golden Medaillon Winner 1999" als bester State Park. Na, dann sind wir ja mal gespannt.

Markus parkt unser Auto schön im Schatten unter den vielen Bäumen.
Direkt dahinter sind Picknickplätze; fast alle Grillplätze sind heute besetzt.
Der Feiertag und das schöne Wetter wird von den Amerikanern voll ausgenutzt.
Ein Stück weiter Richtung Park Lodge kommen wir zu einem glasklaren Badesee. Mein Gott, ist das voll hier. Der Sprungturm im Wasser ist vor lauter Menschen kaum zu erkennen.
Im Information Center buchen wir eine 40-minütige Schiffstour. Ich freue mich schon auf den Fahrtwind. Die Hitze hier ist kaum zu ertragen.
Wo ist denn jetzt Michelle schon wieder hin? Dieses kleine Frauenzimmer kann man nicht aus den Augen lassen, schon küsst sie einen wildfremden kleinen Jungen. Und der ist von ihren Küssen gar nicht so begeistert.
Aha, da kommt der Ranger. Die Bootstour kann beginnen. Wir belegen die Reihe 3 und 4. Markus und Papa kommen nach außen wegen der Fotos und dem Video.
Der Fahrtwind ist einfach himmlisch.
Das Wasser hier ist überhaupt nicht tief. Direkt am Anfang sehen wir jede Menge Fischreiher - einen Anhinga, Enten, Schildkröten und einen wunderschönen königsblauen Vogel. Der Ranger fährt das Boot langsam und wenn er etwas besonderes sieht, hält er gerne auch mal an und erklärt alles.

Etwas weiter vorn im Seegras schwimmt ein Krokodil. Von den Tierchen gibt es hier jede Menge. Also mit Schwimmen wirds dann wohl eher nichts!
Hier in Walkulla Springs wurden die alten Tarzanfilme mit Johnny Weismüller gedreht - dafür ist der Urwald hier wirklich ideal.
Der Park selbst ist sehr schön idyllisch und romantisch.
Auf dem Rückweg sehen wir noch jede Menge giftgrüne Kröten. Eine braune Baumschlange und mehrere Babykrokodile. Das Wasser an der Badestelle ist 56 Meter tief, azurblau und glasklar. Wir können den Boden der Quelle sehen.
Ob die lieben Krokos auch wissen, dass sie hier nicht zu schwimmen haben?
Die Bootsfahrt war wirklich toll und hat sich gelohnt.
Im Souveniershop des Parks essen wir alle noch einen Hot Dog bevor unsere Fahrt weitergeht. Mal schauen wo wir heute abend bleiben. Am Liebsten irgendwo direkt am Strand.

Die US 98 führt uns durch gottverlassene Städte, deren Namen keiner kennt, einsame Hütten und Dörfer mit nur 4 Häusern - alles da außer Motels.
Erst in Apalachicola finden wir im Best Western eine Bleibe. Schöne große Zimmer, ein beheizter Pool und morgen früh ein kostenloses Frühstück.
Alles stehen lassen und erst mal zum Pool.
Michelle ist wieder gut drauf und unterhält alle Gäste mit ihrem Lululu-Luder. Peinlich nur, dass ein Mann unbedingt wissen will was das heißt. Nur gut, dass ich dafür keine Übersetzung kenne!
Heute abend wollten wir eigentlich im Ort essen, finden aber nichts. Ein wenig außerhalb gibts nur einen Burger King - na ja, alles ist besser wie nichts!
Oder doch nicht - nichts wäre besser gewesen! Das einzige was man hier essen kann, sind die Pommes. Der Hunger treibts rein.
Als wir fertig sind, haben wir mal wieder halb 10 Uhr und wir sind total müde. Höchste Zeit für unser Heiabett.