30.07.2010 - Hoodoos

Die letzte Nacht läuft ganz unter dem Motto abhaken und schnell vergessen. Dieses Geschnarche bringt mich noch mal um den Verstand. Schon um halb 8 Uhr bin ich wach und an einschlafen ist überhaupt nicht mehr zu denken. Die Kids haben es gut, die bekommen überhaupt nichts mit und schlafen noch eine ganze Stunde länger.
Schon um halb 10 Uhr sind wir on the Road Again.
Auf den heutigen Tag freue ich mich schon. Es geht über den Scenic Byway 12 Richtung Tropic zum Bryce Canyon.
Die Strecke führt uns zuerst immer höher in die Berge in den Dixie National Forest. Durch die Höhe und den wunderbaren, wolkenlosen Himmel haben wir auf den Aussichtsplätzen einen phänomenalen Fernblick.
Sieht echt gut aus - wir haben schon lange keinen Wald mehr gesehen.
Nach etwa 1 Stunde wandelt sich die Landschaft, der Wald verschwindet langsam und wir fahren über ein gelb-weißes Felsplateau. Hier gefällt es uns noch besser. Seht mal selbst:

Die Straße ist ganz schön eng und führt direkt über den Kamm des Berges. Links und rechts nur Abgrund und keine Leitplanke. Was passiert eigentlich wenn einem hier ein Bus entgegen kommt?
Wally ist das hier nicht geheuer und schon gar nicht das es so tief nach unten geht.
Die Felsen werden immer orangener - wunderschön. Ich weiß gar nicht wie oft wir anhalten um die Aussicht zu genießen. Kurz vor Escalante kommt die Hole in the Rock Road. Die wären wir gerne gefahren - zumindest bis Devils Garden aber der Ranger im Capitol Reef hat uns davon abgeraten, da es in den letzten 2 Wochen jeden Tag heftig in der Region geregnet hat und die Straße sehr schlammig sein soll. Schade, aber so haben wir noch einen Grund zum wiederkommen.
In Escalante müssen wir wieder mal auftanken. Ich wundere mich immer noch was in diesen Reisebus so alles reinpaßt. Escalante ist zwar nichts besonderes, gefällt uns aber trotzdem ganz gut. Die Häuser hier sind sehr gepflegt und es gibt sogar eine High School.
Kurz hinter Escalante sind wir dann alle nach und nach eingeschlafen und erst kurz vor unserem Motel wieder aufgewacht. Natürlich alle außer unserem Chauffeur.
Heute Nacht werden wir hier in Tropic im Americas Best Values Inn schlafen. Wir haben kurz nach 13 Uhr und die Zimmer sind leider noch nicht fertig. Aber wir dürfen schon unser Gepäck reinstellen.
Wallys und Adolfs Zimmer ist super. Schön groß, sauber und mit allem was man braucht. Als wir in unser Zimmer kommen, trifft mich fast der Schlag. Total gammelig mit Blick auf einen Schrottplatz. Das Zimmer winzig klein und die Betten statt Queen Size nur Full Size. Hier bleib ich heute nacht mit Sicherheit nicht!
Nachdem ich an der Rezeption nach einem anderen Zimmer gefragt habe, zumindest mal nach den Queen Size Betten die ich gebucht habe, wird mir erst mal mitgeteilt, dass nichts mehr frei ist. Ich halte Nancy von der Rezeption unsere Buchung unter die Nase und zeige ihr, dass wir Queen Size Betten gebucht haben und dieses Zimmer mit Sicherheit nicht bezahlen werden. Erst nachdem ich nach dem Manager frage, wird sie tätig und auf einmal ist doch noch ein Zimmer frei. Das ist zwar im oberen Stock aber immerhin schön groß und sauber. Also wer immer vorhat hier zu übernachten - passt auf, dass ihr in den Haupttrackt und nicht in das Nebengebäude kommt.
Nachdem wir jetzt endlich unser Gepäck ausladen können, beschließt unser Häuptling, dass er tierisch Kohldampf hat und er auf jeden Fall etwas Warmes braucht.
Da wir aber den Tag noch für eine Wanderung im Bryce Canyon nutzen wollen, speisen wir im Rubys Inn kurz vorm Parkeingang. Das geht genauso schnell wie bei Mc Donalds und wir verschenken nicht zuviel Zeit.
Um halb 3 Uhr sind wir am Visitor Center. Dieses ist hier übrigens sehr groß, mit einem kleinen angeschlossenen Museum wo man die einheimischen Tiere begutachten kann.

Die Kinder wollen natürlich wieder das Junior Ranger Programm mitmachen. Aber das werden wir hier leider nicht schaffen, da man dafür zwingend an einem 1 1/2 stündigen Rangervortrag teilnehmen muss und da ist heute der letzte um 17 Uhr. Schade - na ja, die Hefte sind hier viel dicker und schon fast Rätselbücher - ist auch so etwas Beschäftigung.
Vom Visitor Center aus fahren wir zum Sunrise Point.
Die Aussicht hier ist gigantisch und macht alle sprachlos.
Es ist einfach überwältigend wenn sich plötzlich die Sicht öffnet und man in das Amphitheater des Bryce Canyons hineinschaut. Wie ein Märchenwald der versteinert wurde.
Wir wollen heute mitten hinein in diesen Garten und laufen den Navajo mit Queens Garden Trail.
Wir haben Glück denn der schönste Teil des Navajo Trail mit der Wall Street wurde erst letzte Woche nach einem Steinschlag wieder eröffnet.

Zuerst gelangen wir in einen Teil der Markus und mir von 1998 noch bekannt ist. Wir laufen über sehr enge, sich windende Serpentinenkurven nach unten in immer enger werdende Schluchten hinein.
Hier laufen jede Menge zutraulicher Squirrel und Chipmunks herum.
Die Hoodoo Säulen, die von oben noch winzig aussahen, wachsen jetzt zu hohen Bergen auf, die sich immer mehr verengen. Die Farben sind so intensiv, dass es schon unwirklich aussieht. Etwas weiter unten, gehen wir durch einen Tunnel der mitten durch einen Hoodoo gehauen wurde.
Fast am Boden der Schlucht angekommen, sind wir im engsten Teil der Wall Street. Die Berge stehen hier so dicht beisamen das man mit ausgestreckten Armen fast beide Seiten berühren kann. Und mitten in dieser Schlucht wachsen gigantisch hohe Tannen einfach so in dem Felsboden.

Nach diesem Erlebnis stehen wir erst mal auf dem Wanderweg auf freier Fläche und es fängt an zu regnen. Na super - aber der Himmel ist nicht schwarz und so stellen wir uns unter einen Felsvorsprung ins Trockene und warten erst mal ab. Schon nach 10 Minuten wird der Regen schwächer und wir können weitergehen.
Wir laufen bis zum Abzweig des Queens Garden Trail und machen dort kurz Rast. Bis hierhin war der Weg zumindest Markus und mir bekannt. Aber wir wollen mehr, daher beschließen wir alle gemeinsam auch noch den Queens Garden Trail zu erwandern. Eine ganze Weile geht es durch lockeren Wald hier und da mal ein kleiner Hoodoo und ein paar nette Kletterbäume für die Kinder. Nach etwa einer halben Stunde geht es wieder leicht bergauf. Die Hoodoos werden höher und sind hier ganz anders und doch genauso fantastisch wie im Navajo Trail Gebiet.

Da wir ja irgendwann wieder oben ankommen müssen, wird es immer steiler. Der Weg führt durch mehrere Tunnel und an vielen spektakulären Aussichten vorbei. Auch die Kinder finden die Farben und Formen ganz toll. Erst Recht als ich ihnen die Legende der Indianer erzähle, nachdem die ganzen Hoodoos hier zu Stein verwandelte Lebewesen sind. Danach suchen sie alle Hoodoos nach Gesichtern oder Tierfiguren ab.
Die letzte 1/2 Meile zum Sunset Point ist dann noch mal richtig anstrengend. Es gilt 177 Höhenmeter zu überwinden. Alle schaffen es letzendlich doch, mehr oder weniger fertig.
Melissa kann nicht mehr, sie legt sich oben auf eine Bank und schnauft erst mal durch - aber sie haben alle tapfer durchgehalten!

Die 1/2 Meile am Rimrand entlang zum Sunrise Point wo unser Auto steht, geht immer geradeaus ohne eine einzige Steigung und erscheint uns daher fast wie Erholung.
Hier oben lernen wir einen Mann aus L.A. kennen, der perfekt Deutsch spricht. Er ist Anfang der 60er Jahre in die USA ausgewandert. Da er in Adolfs Alter ist quatschen sich die beiden richtig fest.
Wir genießen in der Zeit noch die herrliche Aussicht auf die Hoodoos.
Als wir nach 3 Stunden Wandern gegen 18 Uhr wieder am Auto sind, wollen wir noch die anderen Aussichtspunkte genießen.
Der erste Punkt, den wir anfahren sind die Natural Bridges wo eine Wand von Hoodoos ein riesiges Loch hat, dass es aussieht als wäre es eine Brücke.
Nach vielen anderen Punkten fahren wir endlich den Rainbow Point und somit den letzten Aussichtsplatz im Park an.
Auch hier ist die Aussicht einfach toll und nach einigem Suchen, finden wir auch den Pudelfelsen.

Auf dem Rückweg wollen wir uns noch einmal zum Abschluß das komplette Amphitheater anschauen. Das machen wir auf dem Inspiration Point. Der Blick ins Tal ist immer wieder umwerfend und hier ist die Ansammlung von Hoodoos besonders hoch.
Melina und Michelle können nicht mehr und gehen mit Markus schon mal zurück zum Auto. Melissa, Wally, Adolf und ich, steigen den Berg nochmal ein gutes Stück höher auf einen Aussichtspunkt. Von hier ist die Sicht wieder ganz anders. Lissy ist begeistert - vor allem auch weil überall die Chipmunks herumlaufen. Adolf und Wally wollen noch höher, wir warten lieber so lange denn dort oben ist der Himmel mittlerweile schwarz und es donnert schon richtig bedrohlich. Adolf und Wally joggen den Berg hoch! Sind die denn des Wahnsinns - wo nehmen die nur die Energie her?
Gegen halb 8 Uhr machen wir uns auf den Rückweg nach Tropic.
Kurz vorm Parkausgang sehen wir noch diese Tiere:

Wir sind alle ziemlich geschafft und da wir heute mal keinen Pool haben, essen wir heute abend nur eine leckere Suppe, etwas Brot und zum Nachtisch Obstsalat.
Danach ist heute mal etwas früher Heia angesagt. Gäähn!