22.01.2012 - Die Herren der Königsinsel

Ich bringe diese Kinder im Flur da draußen gleich um die nächste Ecke!
Es ist wirklich schon unverschämt, dass manche Mütter ihre Kinder im Schlafanzug auf den Flur schicken, damit sie selbst noch schlafen können. Dafür wecken die dann das ganze restliche Haus. Wenn dieses Kind da draußen noch einmal schreit, kann ich jedenfalls für nichts garantieren.
Es hört natürlich nicht auf. So kann ich mir nicht verkneifen auf den Flur zu gehen und mal zu fragen ob noch alle Lampen brennen. Ist ja wohl die Oberkrönung!
So sind wir wenn auch unfreiwillig früher wach als gedacht und schon um 9 Uhr am Frühstückstisch.

Ein vorsichtiger Blick aus dem Fenster zeigt mir, dass heute keine Gefahr im Verzug ist. Der Schnee ist komplett weg. Unglaublich, wenn ich es gestern nicht selbst alles gesehen hätte, könnte man meinen ich spinne.
Da wir wie immer jede Menge schon zum Frühstück treffen und quatschen ja auch Spaß macht, wird es 10.20 Uhr bis wir endlich fahren können.
Das Ziel ist nicht weit, nur 18 Kilometer später rollen wir um 10.51 Uhr in die Tiefgarage direkt am See in Gstadt.
Ganz gemütlich schlendern wir ans Seeufer und - komisch - wieso sind denn alle Kassenhäuschen zu? Na super, das Schiff ist vor 5 Minuten abgefahren und das nächste kommt erst in einer knappen Stunde - ganz toll!
Zum Glück spielt das Wetter einigermaßen mit. Es ist trocken und gelegentlich kommt die Sonne raus - eigentlich perfektes Ausflugswetter.

Die Aussicht vom hiesigen Ufer ist phantastisch. Direkt gegenüber erstreckt sich das Kloster der Fraueninsel. In der Ferne trägt der Wind sogar die Glocke bis aufs Festland rüber. Ein paar Enten streiten sich um Futter, das ein paar Kinder ihnen zuwerfen - alles sehr idylisch.
Vor lauter Langeweile beim Warten futtern die Kids alle ihr Mittagessen auf. Pünktlich um viertel vor 12 Uhr legt die "Josef" an. Das gibts ja gar nicht - eben waren noch gar keine Leute da. Wo kommen die denn jetzt alle her? Ganz viele steigen mit Koffer vom Schiff. Hm, wo waren die denn? Ob man im Kloster Urlaub machen kann?
Die Karten für die Schiffsfahrt werden im Winter der Einfachheithalber auf dem Schiff gelöst. Ich zahle 18,10 € für 1 Erwachsenen und 3 Kinder hin und zurück.
Mit der Karte könnten wir theoretisch auch noch bei der Fraueninsel aussteigen.
Da wir aber von allen anderen Muttis gehört haben, das es dort nur 1 Klosterladen und ein Cafe gibt, sparen wir uns das.
Das Kloster selbst ist geschlossen und darf nur von den Nonnen betreten werden.

Wir begnügen uns mit ein paar Fotos, das muss reichen. Schon 15 Minuten später haben wir die Herreninsel erreicht. Hier tobt ja der Bär. Es sind 4 weitere Gäste mit uns eingetroffen - der Wahnsinn!
Es hat sage und schreibe eine einzige Kasse auf von 10 und die Dame dort langweilt sich wahrscheinlich auch noch so viel ist zu tun.
Da Kinder und 18 Jahren keinen Eintritt zahlen, werden nur für mich 8 € fällig.
Die Insel steht im Moment auf Sparflamme - alles hat zu. Der Souvenirladen, der Museumsshop - sogar das Schloßcafe ist zu.
Im Sommer ist das hier bestimmt richtig toll. Da kann man für nur 3 € pro Erwachsener und 1 € pro Kind ganz standesgemäß mit einer Kutsche zum Schloß fahren. Das wärs gewesen. Im trostlosen Winter bleibt einem nur der Fußweg.
Wenigstens ist dieser gut zu begehen, da er die meiste Strecke gepflastert ist. Vereinzelt liegen noch Schneefetzen am Straßenrand aber das meiste ist weggetaut. Zum Schlittenfahren taugen diese Reste nicht mehr.

Nach einem Fußweg von ca 15 Minuten, stehen wir endlich vor dem Schloß. Von außen ist es absolut identisch mit Versailles - nur nicht ganz so groß. Schade, dass wir von den Springbrunnen nicht viel sehen können. Die sind bei diesem Wetter mit Überziehern abgedeckt. Sieht ein bißchen aus wie ein überdimensionales Gewächshaus. Nach ein paar Fotos stehen wir in einer Säulenhalle. Die Kinder sind schon total gespannt. Ich muss erst mal eine Toilette suchen bevor während der Führung ein Unglück passiert. Dabei entdecken wir auch Schließfächer in einem Nebenraum. Sehr praktisch, da lagern wir unseren Rucksack und die Schirme. Die Kinder entdecken dann direkt daneben in einem Atrium angelegte Fledermaus-Nester. Die Wände wurden mit speziellen Chemikalien gestrichen und wir entdecken tatsächlich in mehreren Ritzen einige Exemplare. Mensch, haben die vielleicht Zähne. Gebissen werden möchte ich von denen nicht.

Um 10 vor 13 Uhr stehen wir an Gate C bereit und warten auf unseren Guide.
Die ist dann auch ganz pünktlich. Melissa schlüpft als erste durch die Schranke und drückt direkt dahinter mal schnell einen verführerischen Knopf, der sich als Alarm herausstellt. Das fängt ja schon mal gut an!
Unsere Führerin stellt sich als supernett heraus. Weil sie gesehen hat, dass viele Kinder dabei sind, hat sie noch einen Kinderführer mitgebracht und viele Sachen zum anfassen. Schon direkt die Eingangshalle ist absolut phantastisch. Wenn dieses Wort es richtig beschreibt. Eigentlich gibts keine Wort, es ist der Hammer.
Die Decke, die Wände alles ist voller barocker Engel und Gemälde - natürlich mit ganz viel Gold. Der Boden aus Intarsienmarmor. Melina und Melissa sind sprachlos und staunen. Melina fragt noch ob das alles echtes Gold ist und als sie hört, das bis auf wenige Sachen aus Goldfarbe vieles echt ist, klappt ihr Mund nicht mehr zu.

Hier im Schloß ist es schweinekalt und wir bereuen es nicht unsere Handschuhe und Schal angelassen zu haben.
So schreiten wir die Treppe hinauf, die schon Könige und hohe Herren vor uns gegangen sind in die Vorzimmer. Das Schloß, welches von Ludwig dem II. 1878 erbaut wurde, sollte ein Tribut an den Sonnenkönig Ludwig den IV. sein und wurde daher in genau dem gleichen Stil eingerichtet. Sogar ein goldenes Bett, statt einem Thron gibt es hier. Das ganze Schloß ist total beeindruckend. Das man sich in so viel Gold allerdings wohlfühlen kann, kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Waren schon merkwürdige Menschen früher.
Das ganze Schloß hat 70 Zimmer von denen leider nur 20 fertiggestellt wurden, danach war das Geld alle!

Aber allein die Zimmer, die wir zu sehen bekommen, hätten für mehrere Familien gereicht. Am schönsten ist für mich der Spiegelsaal. In der langen Halle hängen unendlich viele Kronleuchter und immer genau gegenüber 1 Spiegel und auf der anderen Seite ein Fenster. Wie phantastisch muss das aussehen wenn alle Kerzen auf dem Kronleuchter brennen. Zur Zeit wird dieser Saal allerdings restauriert, daher kann man nicht seine ganze Pracht sehen.
Den Kinder gefällt am besten das "Tischlein deck Dich", dass im Eßzimmer steht. Durch eine Klapptür im Boden konnte der Tisch nach unten gefahren werden, mit Essen beladen und dann wieder nach oben gekurbelt - sehr praktisch, sowas würde mir für zu Hause auch gefallen.

Schade nur, dass auch die Küche nicht fertiggestellt wurde. Der König hat sage und schreibe nur 10 Tage insgesamt in diesem Schloß gelebt bevor er dann mit 40 Jahren im Chiemsee ertrunken ist.
Das Essen wurde für diese paar Tage mit dem Schiff und Kutschen zum Schloß transportiert.
Dran gewöhnen könnte ich mich an das tolle Bad, das eigentlich aus einem einzigen riesigen Pool besteht. Wenn man ein Bad nehmen wollte, mussten die Diener schon 8 Stunden vorher anfangen diesen zu befüllen. Was für ein Aufwand.
Nach der Führung sind wir alle einer Meinung: Das Schloß ist superschön!
Melina beschließt, dass sie später auch Königin wird und dann mindestens ein genauso schönes Schloß hat.

Schade, dass die Führung um viertel vor 2 Uhr aus ist, ich wäre gern noch etwas geblieben.
Da es in den Gartenanlagen selbst zu dieser Jahreszeit absolut nichts zu sehen gibt, machen wir uns wieder auf den Rückweg zum Steg. Und müssen uns sogar noch etwas beeilen, da die Schiffe immer um 15 Minuten nach fahren. Wir haben keine Lust schon wieder 1 Stunde zu warten.
Pünktlich um 10 nach 2 Uhr sind wir da. Mit der "Berta" fahren wir zurück zum Festland.
Die Mäuse würden bei dieser Kälte sogar noch Eis essen. Bei aller Liebe, dafür ist es heute wirklich zu kalt! Melissa meint ganz trocken: Das arme Eis, jetzt wird es nicht von uns gegessen!

Nach 25 Minuten haben wir wieder festen Boden unter den Füßen. Brr, nach der Heizung im Schiff, ist es hier draußen ganz schön zugig. Schnell zum Auto.
Ich beschließe, dass wir auf dem Rückweg über Prien fahren. Zum Glück kommen wir in dieser Richtung schnell an einer Tankstelle vorbei. Wurde auch so langsam mal Zeit.
Prien selbst ist schnell erreicht - nur 9 Kilometer später sind wir schon da. Das Örtchen gefällt mir auf Anhieb. Eine kleine schöne Einkaufszone und viele nette Geschäfte links und rechts. Schade, dass heute Sonntag ist.
Wir riskieren trotzdem einen Blick und finden in einer Seitenstraße auch sofort eine freie Parklücke.
Direkt im ersten Geschäft, gibts total schönen Modeschmuck. Sogar die Kinder kleben an den Fenstern. Michelle entdeckt ein schönes Armband und ist schon traurig, das der Laden nicht auf hat. Schade auch - hier hätten wir gestern shoppen sollen - das hätte bös geendet.

Wir bummeln ein bißchen die Straßen entlang, da aber selbst die Gyros und Pizzaläden zu haben und wir mittlerweile eine Kuh verschlingen könnten, beschließe ich, das es Zeit wird zu fahren.
Michelle entdeckt ein merkwürdiges Objekt im Mülleimer, das halb herausschaut - eine kaputte Gummipuppe - wo bin ich den hier hingeraten - und dann erklär mal den Kindern was das ist!
Wir kommen gerade noch ins Auto bevor es anfängt zu regnen - Glück gehabt! Im nächsten Ort hinter Prien - ihr könnt mich totschlagen, ich weiß nicht mehr wie er heißt, steht direkt an der Autobahnauffahrt Richtung Salzburg das Chiemsee Outlet. Das wäre ja eigentlich ein schöner Abschluß für heute gewesen, wenn, ja wenn heute nicht Sonntag wäre!

Wir machen uns auf nach Hause und kommen ohne Staus oder irgendwelche Umwege um kurz vor 16 Uhr in der Klinik an. War das mal wieder ein schöner Tag.
Wir haben die Jacken noch nicht ganz ausgezogen, da dampfen Melina und Melissa schon wieder ab zur Malwerkstatt. Ich setzte jetzt mal schnell eine Waschmaschine ein und da heute bei mir das Mittagessen ausgefallen ist, werde ich mir ein Stück Kuchen im Cafe Regina genehmigen.
Michelle bekommt davon Wind und ist natürlich gleich zur Stelle. Der Bienenstich und der Cafe au Lait sind wirklich köstlich. Aber auch Michelles Sachertorte sieht sehr lecker aus.
Wir genießen unseren Kuchen ohne jedes Gequengel und rufen dann noch Stefan an, da er heute Geburtstag hat.

Als die 2 Mäuse dann um 17 Uhr wieder zurück sind, marschieren wir trotzdem schon wieder Richtung Speisesaal. In aller Gemütlichkeit verzehre ich mit Gabi, Alex, Heike, Janine und Niki mein Abendbrot. Die Kinder sind wie immer schnell fertig und dann im Spielzimmer verschwunden allen voran Antonia. So haben wir Mamas viel Zeit zum quatschen. Natürlich werden wir um kurz vor 19 Uhr mal wieder zwangsweise ausgewiesen - menno - immer wenns gerade schön wird.
Es bleibt mal wieder nicht viel Zeit. Bereits um kurz nach halb 8 Uhr verschwinden Melina und Lissy zum Tassen bemalen und ich widme mich mal 1 Stunde meiner Homepage.
Zum Abschluß habe ich noch mein Highlight des Tages: Das Wasserballspiel um 20.30 Uhr.

Wir sind nur zu siebt - also Schiebung. 4 in der blauen Mannschaft und 3 in der Gelben.
Jedes Team hat Schwimmnudeln. Der Wasserball darf nicht mit den Händen berührt werden sondern nur mit den Nudeln ins Tor geschlagen oder geworfen werden. In kurzer Zeit entsteht ein Geprügel um den Ball. Es ist so lustig warum hab ich das nicht schon früher ausprobiert. Auf einmal stehen Melissa und Melina in der Tür. Hatte ich nicht gesagt sie sollen ins Zimmer gehen?
Zum Glück macht Heike den Kurs und so dürfen sie bleiben und immer den Ball einwerfen wenn er ins Aus geht.
In der zweiten Halbzeit ist auf einmal Janine verschwunden. Hä? Wieso hat eine blaue jetzt ein gelbe Nudel und wo um alles in der Welt ist Janine?

Oh nein, ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie eine Nudel voll ins Auge bekommen hat. Sie ist total außer Gefecht gesetzt und verfolgt das Spiel mit Eisbeutel auf dem Auge nur noch vom Beckenrand.
Nach einem besonders wilden Tor, hab ich plötzlich 2 Teile einer Nudel in der Hand - das Spiel ist echt brutal - fast wie Nahkampfsport. Nach 1 Stunde sind wir alle total fertig. So viel gelacht hab ich schon lange nicht mehr. Schade, dass ich nächsten Sonntag nicht mehr mitspielen kann. Gut, dass mich keiner sieht, ich bin klatschnass wie ein Pudel und habe einen hochroten Kopf - also wirklich ganz schick.
Heute passiert nicht mehr viel. Eigentlich wollte ich ja noch ins Cafe Regina aber ich bin ziemlich fertig und wasche mir glaube ich nur noch die Haare.
Nach einer kurzen Dusche und nachdem ich die Kids ins Bett geschmissen hab, wirds für mich auch Zeit. Wir haben schon wieder 23 Uhr und morgen ist ein anstrengder Tag. Gute Nacht.